© APA/APA/BURGTHEATER/SUSANNE HASSLER-SMITH

Mit 600’000 Franken in einer Plastik-Taxi-Tasche für Afrika – das ist sowieso ein Abenteuer. Wenn Wodka und Weisswein mit dabei sind, die am Anus hängenden Tüten regelmässig gewechselt werden sollen und statt Zebrahintern im Ngorongoro-Krater das Edelweiss im Berner Oberland im Mittelpunkt steht, dann liefert eher die Fantasie als die Geografie seine Koordinaten. Mutter und Sohn in Christian Krachts Roman “Eurotrash”. Itay Tiran, der als Regisseur und Schauspieler am Burgtheater arbeitet, hat den im vergangenen Jahr erschienenen und weitgehend autobiografischen Roman des Schweizer Journalisten und Autors (“Faserland”, “1979”, “Imperium” etc.) dramatisiert . . zusammen mit Jeroen Versteele und als Zwei-Personen-Stück betrat er die Bühne des Akademietheaters. Barbara Petritsch und Johannes Zirner bieten 105 lustige Theaterminuten, die auf kleinem Raum nur leichte Entspannung zeigen. Was ist Realität, was Fantasie? Diese Frage wird auf der Bühne selten beantwortet. Die Alkohol- und Drogensucht der Mutter und das schlechte Gewissen des Sohnes, der sie besucht, scheinen wahr zu sein. Es sind wirklich die starken Emotionen, die die beiden verbinden und ihr Versuch, sie mit großem rhetorischen Aufwand zu überspielen. So wie eine Mutter ihre Position gegenüber ihrem Sohn rücksichtslos ausnutzt, so lässt es sich Petritsch nicht nehmen, ab und zu ihren Regisseur zu verteidigen. Trockene Linien, unerbittliche Dialoge, Bläser und Anmut wie eine Diva – sie macht alles und es ist eine Freude, ihr dabei zuzusehen. Auf einem runden grünen Sofa, das sich mit einer Fernbedienung über die Bühne bewegt (Bühne und Kostüme: Nina Wetzel), nähern sich die beiden, wechseln immer wieder die Rollen zwischen Mutter-Kind, Kellner-Besucher und Pfleger-Patient, schauen aufmerksam in die Vergangenheit und mit einer gewissen Ungewissheit über die Zukunft. Während die Mutter ganz selbstverständlich mit dem Rollator geht, bewegt sich der Sohn in schwierigem Terrain: Wie weit ist die Demenz der Mutter wirklich fortgeschritten, die sich gerne tot stellt und Mitgefühl fordert? Ist sie wirklich verrückt oder einfach nur bösartig? Wirklich weh tut man sich aber nicht, und so brachte die Reise nach Afrika mit einem ferngesteuerten Minibus unter anderem zwischen silbernen Vorhängen, künstlichem Schneefall, Bühnennebel und Windrädern die beiden näher und nicht weiter. ein Teil. Fazit: Aber eher eine Umarmung als eine Reinigung. Und zum Schluss: herzlicher Applaus. DIENST – „Eurotrash“ von Christian Kracht herausgegeben von Itay Tiran und Jeroen Versteele, Regie: Itay Tiran, Bühne und Kostüme: Nina Wetzel, mit Barbara Petritsch und Johannes Zirner, Österreichische Erstaufführung am Akademietheater, nächste Vorstellungen: 4., 9., 17., 24.5., Karten: 01/513 1 513,)