Mehr als 1.000 Zivilisten sind im Asowschen Stahlwerk in Mariupol von russischen Truppen umzingelt. Offenbar konnten einige von ihnen die Einrichtung nun verlassen. Russland scheint sich an einen zuvor vereinbarten Waffenstillstand zu halten.
Ukrainischen Quellen zufolge verließen am Samstag 20 Zivilisten das heftig umstrittene Asowsche Stahlwerk in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol, um sicher transportiert zu werden. Die Menschen, darunter Frauen und Kinder, seien an einen vereinbarten Ort evakuiert worden, sagte der stellvertretende Kommandant des Asowschen Regiments Sviatoslav Palamar. Seine Einheit verteidigt das Stahlwerk gegen russische Truppen.
Palamar drückte die Hoffnung aus, dass Menschen nach Saporischschja auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet gebracht werden könnten. Russische Nachrichtenagenturen hatten zuvor berichtet, dass Zivilisten die Fabrik verlassen haben könnten. Ihren Angaben zufolge sollen es 25 Personen gewesen sein. Konfliktparteien als Quelle Die Angaben offizieller Stellen der russischen und ukrainischen Konfliktparteien zum Kriegsverlauf, zu den Bombenanschlägen und zu den Opfern können in der aktuellen Situation nicht direkt von einer unabhängigen Stelle überprüft werden.
Der Waffenstillstand scheint in Kraft zu sein
Azovs Regiment sucht im Industriegebiet nach weiteren Zivilisten und hofft, dass sie alle sicher transportiert werden können, sagte Gouverneur Palamar. Im Moment ist der Abtransport der Verletzten jedoch nicht geplant. Laut der Verfassung von Asow soll Russland das Werk in der Nacht zum Samstag mit Artillerie bombardiert haben. Ein für 6 Uhr morgens vereinbarter Waffenstillstand begann nur fünf Stunden später, wurde aber seitdem eingehalten.
Das Gelände des Stahlwerks ist die letzte Hochburg des ukrainischen Widerstands in der durch russische Angriffe weitgehend zerstörten Hafenstadt Mariupol. Vor Beginn der russischen Invasion lebten dort eine halbe Million Menschen. Nach Angaben der Ukraine sollen insgesamt etwa 1.000 Zivilisten – darunter Dutzende Kinder – in Stahllagern Zuflucht gesucht haben.
Die UN fordert einen Fluchtweg
Russland hingegen spricht von 2.500 ukrainischen Kämpfern und ausländischen Söldnern, die sich ebenfalls dort verstecken sollen. Bisher weigerten sie sich, sich zu ergeben und die strategisch wichtige Stadt im Asowschen Meer zu verlassen, die bereits größtenteils von den Russen besetzt war.
Kiew und Moskau einigten sich kürzlich unter Vermittlung von UN-Generalsekretär Antonio Guterres darauf, einen Fluchtweg für Zivilisten zu schaffen. Bislang gab es jedoch keine nennenswerten Evakuierungserfolge. Mehr als neun Wochen nach Beginn des russischen Angriffskrieges gilt die Notlage der Menschen, die in Azowstal-Projekten eingeschlossen sind, als katastrophal.