Sowohl gegen den Schuldspruch als auch gegen das Urteil liegen Becker noch Berufungen vor. Nach einem längeren Bericht von Staatsanwältin Rebecca Chalkley und einer relativ kurzen Erklärung von Beckers Sprecher Jonathan Laidlaw gab es eine Pause. Kurz vor 16 Uhr kehrten Becker, sein Sohn und seine Freundin in den Gerichtssaal zurück, wo das bange Warten auf das Urteil weiterging. Der Richter war eine halbe Stunde zu spät. Um 16.46 Uhr verkündete er das Urteil. Als Tennisprofi hat Boris Becker in seiner Karriere wohl mit der ein oder anderen Entscheidung des Schiedsrichters zu kämpfen. Aber er hat nie so viel für den Athleten riskiert wie das Urteil von Richterin Deborah Taylor am Freitag. Vor drei Wochen befand ein Gericht Becker in vier der 24 Anklagepunkte für schuldig. Er hat seinem Insolvenzverwalter bewusst Teile seines Vermögens vorenthalten. Einschließlich: Rechnungen, Immobilien und sogar Trophäen. Nach dem Schuldspruch musste der ehemalige Tennisstar seinen Pass abgeben, kam aber auf Kaution frei. Höchstwahrscheinlich wird jede Strafe in England vollzogen, wo die Haftbedingungen härter sind als in Deutschland. Eine Übertragung nach Deutschland kann rechtlich problematisch sein. Gesprächsstoff war ein möglicherweise teurer Einkaufsbummel von Becker am vergangenen Donnerstag. Angeblich befand es sich im exklusiven und sehr teuren Kaufhaus „Harrods“ in London. Boris Becker selbst rechnete offenbar schon im Vorfeld mit einer längeren Haftstrafe. Berichten britischer Medien zufolge verbringt er in den vergangenen Tagen viel Zeit mit seinen Lieben wie seiner Partnerin Lilian de Carvalho und seinen Kindern. Sogar seine Ex-Frau Lily Becker soll er kennengelernt haben. Doch Beckers größte Unterstützerin in dem Fall ist wohl die Mutter von Elvira Becker. Sie forderte das Gericht auf, ihren Sohn nicht ins Gefängnis zu schicken: “Alles in allem ist er ein anständiger Kerl!”