Die Raffinerie Schwedt wird über die Druschba-Pipeline mit Öl versorgt und spielt eine Schlüsselrolle bei der Versorgung des Ostens. Bundesweit machten russische Importe vor Kriegsbeginn 35 Prozent des deutschen Ölverbrauchs aus. Diese Zahl sei inzwischen auf zwölf Prozent gesunken, sagte Finanzminister Robert Habeck (Grüne) diese Woche. Bei diesen zwölf Prozent handelt es sich ausschließlich um Ölimporte aus der Raffinerie Schwedt. Das Geschäftsmodell von Rosneft besteht darin, russisches Öl zu kaufen. Wer dieses Öl nicht mehr möchte, braucht eine Alternative zu Schwedt.

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Diese Alternative könnte darin bestehen, die Raffinerie unter staatliche Kontrolle zu stellen – wie im Fall der deutschen Tochtergesellschaft Gazprom. Hubeck hatte den Bundesnetzdienst zu seinem Verwalter ernannt. Dies geschah jedoch nach dem Außenwirtschaftsrecht und war möglich, da das Unternehmen von einem anderen russischen Unternehmen übernommen werden sollte. Habeck begründete die Treuhandschaft mit vagen Rechtsverhältnissen und Verstößen gegen Bezugsvorschriften.

Energiesicherheitsgesetz von 1975 als Grundlage

Im Fall von Rosneft könnte nun das Energiesicherheitsgesetz die Grundlage für eine staatliche Aufsicht sein. Auch eine Enteignung wäre möglich. Das sah bereits das Gesetz aus dem Jahr 1975 als Reaktion auf die Ölkrise vor. In der aktuellen Novelle müssen die Möglichkeiten jedoch klarer definiert werden. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass Enteignungen vorgenommen werden könnten, um die Energieversorgung zu sichern. Der stellvertretende Finanzminister im Finanzministerium, Oliver Kriser (Grüne), als Vertreter des Corona-positiv eingestellten Habeck, sagte im Bundestag, Russlands Präsident Wladimir Putin nutze Energieimporte als Waffe gegen Polen und Bulgarien. „Aber wir lassen uns nicht einschüchtern, unsere Politik konzentriert sich auf unsere Rüstung, falls sich die Situation verschlechtert“, sagte Krisher. „Je besser wir vorbereitet sind, je schneller und umfassender wir handeln, desto besser können wir mit der Krise umgehen.“ Als „ultima ratio“ – also als letztes Mittel – muss es auch möglich sein, Unternehmen unter klar definierten und sehr strengen Bedingungen zu enteignen. Niemand, der über eine kritische Infrastruktur zur Energieversorgung verfügt, kann diese Versorgung gefährden.

Schale kommt ins Spiel

Der FDP-Energiepolitiker Michael Kruse sagte: „Wer kritische Infrastruktur in Deutschland gegen deutsche und europäische Interessen missbraucht, kann diese lebenswichtige Infrastruktur nicht mehr besitzen.“ Der SPD-Abgeordnete Bengt Bergt sagte: „Als letztes Mittel müssen Sie auch zum Enteignungshebel greifen.“ Um schnell handeln zu können, muss das Gesetz schnell verabschiedet werden. Dies könnte Mitte Mai der Fall sein. Es gibt noch einen weiteren Hebel: Rosneft will fast die gesamte Schwedter Raffinerie übernehmen, das wird aber derzeit vom Wirtschaftsministerium geprüft.

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				  						Christian Siedenbiedel 					  						Veröffentlicht / aktualisiert: 						  										Empfehlungen: 12  

Doch woher käme Ersatz, wenn Schwedt nicht mehr mit russischem Öl versorgt würde? Zum einen könnte das Öl per Schiff über den Hafen im polnischen Danzig entladen und nach Schwedt transportiert werden. Schwedt könnte auch aus dem Ostseehafen Rostock bezogen werden. Schwedt könnte auch wieder unter dem Mineralölkonzern Shell operieren. Er hatte seine Anteile an Rosneft verkauft. Doch jetzt sagte Brandenburgs Finanzminister Jörg Steinbach (SPD) Reuters. Shell ist bereit, für den Standort da zu sein, auch wenn das bedeutet, finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen. Eine Shell-Sprecherin in Deutschland lehnte eine Stellungnahme am Freitag ab. Hintergrund dürfte sein, dass das Bundesfinanzministerium beim Verkauf seiner Anteile an Rosneft durch Shell eingegriffen und einen sogenannten Investment-Review-Prozess eingeleitet hat, der die Transaktion hätte verhindern können. Habeck hat am Dienstag für Aufsehen gesorgt, als er sagte, das Ölembargo gegen Russland sei für Deutschland “überschaubar”. Er sagte dem ZDF am Donnerstagnachmittag, Deutschland könne ein Embargo anstreben. Wäre es morgen soweit gewesen, hätte es Lieferausfälle und massive Preiserhöhungen gegeben: „Es tut immer noch sehr weh, aber wir werden keine nationale Katastrophe mehr erleben.“ Gleichzeitig sagte Hubeck, ein Embargo sei mit Vorsicht zu gestalten. Im Falle eines Embargos besteht die Gefahr, dass die Preise weltweit so stark steigen, dass Putin am Ende mit weniger Öl mehr Geld bekommt.