30.04.2022, 22:17 Uhr

Für den Kreml, Finnland und Schweden wäre ein Nato-Beitritt eine herbe Niederlage. Kurz bevor in beiden Ländern eine Entscheidung getroffen wird, dringt ein russisches Flugzeug in den schwedischen Luftraum ein. Stockholm reagierte verärgert. Ein russisches Aufklärungsflugzeug ist illegal in den schwedischen Luftraum eingedrungen. Das Propellerflugzeug AN-30 hat am Freitagnachmittag vorübergehend den schwedischen Luftraum verletzt, teilte der Generalstab der schwedischen Armee heute Nachmittag mit. Von schwedischer Seite beobachtet und fotografiert. Das Verteidigungsministerium in Stockholm verurteilte den Vorfall als “völlig inakzeptabel”. Insbesondere aufgrund der “allgemeinen Sicherheitslage” sei die Luftraumverletzung “sehr unangemessen”. „Schwedens Souveränität muss immer respektiert werden“, wurde Verteidigungsminister Peter Hulkvist vom Fernsehsender SVT zitiert. Schweden wird diplomatisch protestieren. Der Vorfall ereignete sich zu einer Zeit, als Schweden wie Finnland im Vorfeld des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine über eine NATO-Mitgliedschaft diskutiert. Laut schwedischen Medienberichten könnten beide Länder bereits Mitte Mai einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft stellen. Die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Staaten könnten es dann beim Madrider Gipfel Ende Juni theoretisch diskutieren.

Der finnische Präsident will am 12. Mai eine Entscheidung treffen

Der finnische Präsident Sauli Niinistö beabsichtigt, seine Position zu dieser Angelegenheit in Kürze bekannt zu geben. In einem Interview mit der Zeitung Ilta-Sanomat sagte Niinistö, er wolle seine Position in der Nato spätestens am 12. Mai darlegen. An diesem Tag tagen die finnischen Fraktionen. Zwei Tage später will auch die Sozialdemokratische Partei von Ministerpräsidentin Sanna Marin Stellung beziehen. Schließlich treffen der Präsident und die Regierung eine gemeinsame Entscheidung über einen möglichen Beitritt Finnlands zur NATO. Sowohl Niinistö als auch Marin haben ihre Position zur Nato-Debatte, die durch den Ukraine-Krieg wiederbelebt wurde, noch nicht offengelegt. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass Finnland in den kommenden Wochen einen Antrag auf Aufnahme in das Verteidigungsbündnis stellen könnte. Das nordische EU-Land ist eng mit seinem Nachbarn Schweden abgestimmt, das ebenfalls Nato-Partner, aber kein Mitglied des Bündnisses ist. Bei einem Besuch bei seiner schwedischen Amtskollegin Anne Linde am Freitag in Helsinki sagte der finnische Außenminister Peka Haavisto, es sei wichtig, dass beide Länder Entscheidungen „in die gleiche Richtung und innerhalb des gleichen Zeitrahmens“ treffen. Russland hat Finnland und Schweden wiederholt vor den „Folgen“ eines NATO-Beitritts gewarnt. In beiden Ländern war die öffentliche Meinung zu diesem Thema seit dem Krieg in der Ukraine stark gestiegen.