„Ich habe nicht vor, aus Mahlers Werk ein Motto herauszurasseln“, sagte Rocic. Und: Es geht nicht darum, auf Ästhetik zurückzugreifen, sondern sich vom Geist inspirieren zu lassen, immer den unversöhnlichen Weg in den Werken zu suchen. APA/Hans Punz Roscic hat zudem angekündigt, sich für eine weitere Amtszeit als Direktor zu bewerben

Malin Bystrom in einer Neuproduktion von „Salome“.

Am 4. Dezember gibt Regisseur Keith Warner sein Heimdebüt mit Wagners Die Meistersinger von Nürnberg, mit einem Ensemble unter der Leitung von Michael Volle, Wolfgang Koch und Georg Zeppenfeld. Dann wird nach 50 Jahren die großartige Inszenierung „Salome“ von Boleslaw Barlog am 2. Februar abgelöst, wenn der 47-jährige Franzose Cyril Teste, der aus dem Oraltheater kommt, wieder die Oper Strauss aufführen wird. Die Titelrolle wird die 48-jährige Schwedin Malin Byström spielen, der Roscic eine große Zukunft zu Hause prophezeite. Weiter geht es am 5. März mit „Le nozze di Figaro“ als Mahlers Regiearbeit während seiner Amtszeit als Regisseur, die Barry Koskis Da Ponte-Trilogie zu Hause fortsetzt. Auch die Arbeit von Monteverdi wird fortgesetzt, wobei “Il ritorno d’Ulisse in Patria” am 2. April zum ersten Mal zu hören ist und Concentus Musicus wieder übernimmt. Den Abschluss der Saisonpremiere bilden Francis Poulencs „Dialogues des Carmélites“, die am 21. Mai 2023 von der jungen Salzburgerin Magdalena Fuchsberger präsentiert werden. „Ich denke, dass dieses Werk für ein uneingeschränktes Repertoire geeignet ist, weil die Musik so magisch ist“, sagte Roscic. APA / Herbert Neubauer In der Staatsoper wird es künftig weniger Platz geben – und auch die Preise werden sich ändern

Zwei Ballettpremieren

Begleitet werden diese sechs Neuproduktionen von einer Jugendopernpremiere, Ludger Vollmers Adaption der gleichnamigen Erfolgsgeschichte von Herrndorf „Tschick“, die ab dem 18. Dezember vor dem Eisernen Vorhang gespielt wird. Und das Staatsballett bringt zwei neue Premieren nach Hause, am 24. Oktober das „Dornröschen“ zur Musik von Tschaikowsky, choreografiert vom Leiter des Staatsballetts Martin Slapfer, und am 27. April 2023 die Nacht in zwei Teilen „Goldberg-Variationen“. bestehend aus „Tabula rasa“ zur Musik von Arvo Pärt und Bachs gleichnamigem Klavierwerk. Musikdirektor Philippe Jordan, der bei der Saisonpräsentation am Freitag nicht anwesend war, leitet in der nächsten Saison drei Premieren und fünf weitere Projekte. Berühmte Hausgäste sind Namen wie Nina Stemme, Piotr Beczała, Elīna Garanča, Asmik Grigorian, Jonas Kaufmann und Sonya Yoncheva, Bassstar Günther Groissböck ist sogar neu im Ensemble. Florian Boesch wird in der Mahler-Nacht sogar sein Heimdebüt geben.

Nur 449 stehen

Auch im aufrechten Saal des Hauses gibt es eine Neuerung, die auf der Opernbühne legendär ist, wie Geschäftsführerin Petra Bohuslav mitteilte. Ab dem 2. Mai werden die während der Pandemie eingeführten 169 Stellen auf Stehplätze reduziert. Allerdings werden sie künftig lockerer gruppiert, sodass es nur noch 449 statt bisher 567 Stellen gibt. Mit der neuen Saison werden die Standardpreise in den Zimmern entfernt. Ab dort kosten Sitzplätze im Erdgeschoss 18 Euro, auf dem Balkon 13 Euro, wobei es noch alle Ermäßigungen mit der BundestheaterCard gibt, die ab sofort am Vortag elektronisch gebucht werden kann. „Wir haben nicht nur einige der teuersten Karten der Opernwelt, wir haben nach wie vor die billigsten“, sagte Roscic, „ein Haus, das sich Staatsoper nennt, wird von allen finanziert und sollte für alle da sein.“

“Ich werde mich wieder bewerben”

Allerdings ist Rocics Blick auf die laufende Saison zwiespältig: „Ich finde es viel schwieriger als 20/21“. Wenigstens gab es damals Klarheit bei den vielen Lockdowns. Aber wenigstens trotz Schließung, kurzfristigen Änderungen und Absage des Opernballs im Budget bleiben. Und mit diesen Zahlen im Rücken kündigte Rocic, der seit 2020 an der Macht ist, im Vorgriff auf seine Neuausschreibung seines Amtes ab 2025 an: „Ich werde mich wieder bewerben.“

Sprechen Sie über russische Künstler “Bubble-Thema”

Auch in die Debatte um das Engagement russischer Klassik-Künstler während des Ukraine-Krieges war der Intendant der Staatsoper deutlich involviert. „Das Problem ist ein erstaunliches Blasenproblem. “Ich denke, der Öffentlichkeit ist das völlig gleichgültig”, sagte Roscic. APA / Hans Punz Netrebko hat einen gültigen Vertrag mit der Staatsoper Gleichzeitig steht das eigentliche Problem nicht hinter der Debatte. „Opfer werden als Instrument zur Abrechnung im Kulturbetrieb eingesetzt. Und da bekommt Teodor Currentzis ein gutes Geschäft.“ Der griechisch-russische Dirigent und das als freies Ensemble in St. Petersburg ansässige Orchester MusicAeterna werden wegen ihrer Unterstützung der kremlnahen VTB Bank und des Dirigenten wegen des Fehlens einer engagierten mündlichen Stellungnahme kritisiert. Ein für den 12. April geplantes Benefizkonzert in der Ukraine mit Currentzis und MusicAeterna wurde kurzfristig abgesagt. Als Kritiker über die Süchte klagten, sei die Forderung ganz klar gewesen, sagte Roscic: „Liebe EU, bringt dieses Ensemble, bringt dieses Orchester, diesen unglaublich guten Chor nach Europa. Befreie diese Künstler von der Sucht.“

Rocic gegen Netrebkos Berufsausschluss

Die Staatsoper bleibt von den Diskussionen nicht unberührt. So hat beispielsweise Anna Netrebko einen gültigen Vertrag für die Wiederaufnahme von „Aida“ am 14. Januar 2023 in der Heimat für die kommende Saison, wird aber nicht bekannt gegeben, weil die Situation bei Drucklegung der Saisonbroschüren noch sehr verworren war. Immerhin war die Sopranistin nach einiger Zeit klar gegen den Krieg in der Ukraine aufgestellt. „Man muss auch jemandem einen Moment zum Nachdenken geben – einen großartigen Moment“, sagt Roscic. „Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass Frau Netrebko die Arbeit in dem Land verwehrt werden sollte, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt“, sagte der Opernregisseur mit Blick auf die Österreicherin. Generell gilt für alle Bundestheater, dass Menschen, die sich mit dem russischen Offensivkrieg identifizieren, natürlich nicht zu Hause arbeiten. Aber: “Es steht uns nicht zu, Leute aufzufordern, sich zu erklären.”